Foto: Minkusimages

Rosemie – durch Dankbarkeit glücklich werden

„Juhu!“ – wer diesen freudigen Ausruf hört und dazu ein wildes Winken ins Publikum sieht, der weiß sofort, wer da so lebensfroh auf die Bühne tritt. Es kann nur eine sein: Rosemie. Die quirlige, zuweilen etwas schrullig daherkommende Schwäbin weiß das Publikum von der ersten Sekunde an mitzureißen. Sie ist vielseitig, schlagfertig und extrem wandelbar – auf der Bühne. Doch was verbirgt sich hinter diesem 1,56 Meter großen Tausendsassa? Mit unserer Autorin Heike Werner hat Rosemie Quartero, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, über ihre ganz private Seite und die große Kunst, mit Dankbarkeit glücklich zu werden, gesprochen.

„Ich bin auch gerne Hausfrau“
Man kennt sie in Landfrauenschuhen und Plisseekleid. Der akkurat zurückgebundene Haarknoten verleiht der Figur Rosemie Warth auf den ersten Blick eine unnachgiebige Strenge. Man glaubt, in ihr die verklemmte schwäbische Hausfrau zu erkennen. Und in der Tat ist Rosemie im heimischen Heidelberg eine leidenschaftliche Hausfrau – das Verklemmte jedoch gehört ganz der Bühnenfigur. „Ich finde es großartig zu putzen und zu bügeln“, gesteht sie. „Wenn mein Mann nach unserem gemeinsamen Frühstück zur Arbeit geht, mache ich erstmal den Haushalt. Abends liebe ich es dann, für ihn zu kochen. Und er liebt, was ich koche. Wenn es ihm schmeckt, ist das für mich besser, als ein toller Auftritt.“ Doch diese leidenschaftliche „Hausfrau“ wäre beruflich nicht so erfolgreich, wenn sie sich nicht auch hingebungsvoll um ihren Job kümmern würde. „Ab 12 Uhr erledige ich Büroarbeit. Blöd ist nur, dass um die Mittagszeit telefonisch kaum jemand zu erreichen ist, deshalb zieht sich das immer ein bisschen hin“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Am liebsten arbeite sie nachts, „da habe ich am meisten Ruhe. Ich bin ja frei, denn ich mache mein eigenes Management. Wenn eine neue Show ansteht oder ein Projekt, dann verbringe ich natürlich viel Zeit mit Üben, Proben, Requisiten basteln und der Vorbereitung von Auftritten, und natürlich gehört da auch das Tuba-Putzen dazu.“

„Ich verarbeite ein Stück weit meine Kindheit“
So bodenständig ihr Alltag scheint, so überraschend ist Rosemie in ihrer Bühnenrolle. Wir erinnern uns an die eingangs erwähnte verklemmte, schwäbische Hausfrau. Ein Eindruck, der schnell verfliegt, sobald Rosemie verbal, musikalisch und artistisch loslegt. Dann nämlich kommt das Publikum aus dem Staunen einerseits und aus dem Lachen andererseits nicht mehr heraus. Es sind die unerwarteten Schlagfertigkeiten, die Gegensätze, die die Bühnenfigur Rosemie so besonders machen. Tritt sie eben noch als strenger Moralapostel auf, verwandelt sie sich im nächsten Moment in ein in Kombination mit weißer Kochunterwäsche lack- und ledertragendes Luder. Sie betrachtet sich selbst dabei durchaus kritisch und immer mit einer gewissen Selbstironie, zeigt aber auch eine tiefgründige und nachdenkliche Seite. Aber wieviel Rosemie Quartero steckt in Rosemie Warth? „Ich spiele ja eine Figur, und die hat immer etwas mit mir zu tun. Gewissermaßen spielt man seine eigene Geschichte. Ich bin mit alten Tanten aufgewachsen, und verarbeite in meiner Figur ein Stück weit meine Kindheit. Ich spiegele diese Menschen, mit denen ich zu tun hatte – das kommt einfach so aus mir heraus“, erklärt sie. Vor allem die Freude am Leben, die Rosemie auf der Bühne zeigt, ist ein essentieller Teil von ihr. Eine solche Rolle zu spielen, geht allerdings nur mit einem gewissen Abstand. „Ich weiß nicht, ob ich es mit der Bühnen-Rosemie lange aushalten könnte.“

„Den Blick für das Schöne nicht verlieren“
Woran das liegt, wird deutlich, wenn Rosemie über ihre ganz persönliche Einstellung zum Leben spricht. Mit Ingwertee auf dem heimischen Sofa hockend, scheint die Wortakrobatin vollkommen in sich zu ruhen. Sie spricht von Dankbarkeit und Zufriedenheit. „Dankbarkeit ist im Laufe der Jahre zu einem Schlüsselwort für mich geworden“, betont die 54-Jährige. Ein Phänomen, das zeitweise auch auf der Bühne durchdringt. „Wenn jemand immer nur daran denkt, wie er im Beruf noch höher auf der Karriereleiter steigt, heißt das nicht unbedingt, das dieser Mensch glücklicher wird.“ Ein Satz, der aus ihrem tiefsten Inneren kommt und gewissermaßen einen Bogen schlägt zu dem, was Rosemie Quarteros Leben auszumachen scheint. Seit einigen Jahren befasst sie sich intensiv mit dem Buddhismus. „Meine regelmäßigen Aufenthalte in stillen Retreats helfen mir dabei, täglich das zu betrachten, was ich geschenkt bekomme, und dafür dankbar zu sein. Ich habe dadurch gelernt, weniger leistungsorientiert zu denken und zu handeln, sondern trotz aller Widrigkeiten, die mir widerfahren sind, den Blick für das Schöne nicht zu verlieren.“ Besonders als sie vor einem Jahr eine Schädigung aufgrund des Antibiotikums Ciprofloxacin durchleben musste, habe ihr diese Fähigkeit und die vielen wunderbaren Menschen um sie herum geholfen, die schwere Zeit zu überstehen. Und so verschafft Rosemie sich auf der Bühne und privat hoffentlich noch viele Jahre lang einen Platz in den Herzen der Menschen. Juhu!

Roesemie bei der TurnGala
Vielen ist Rosemie aus dem Feuerwerk der Turnkunst bekannt, wo sie in ihrer Paraderolle der Rosemie Warth begeisterte. Bei der TurnGala wird es nun ein Wiedersehen geben. Hier wird Rosemie als roter Faden der Show die einzelnen Nummern miteinander verbinden und zugleich einen Kontrast zu der hochkarätigen Artistik schaffen. „Bei so viel Turnen, wo man nur die ganze Zeit am Staunen ist, braucht man ein bisschen Entspannung dazwischen, und das kann man gut über das Lachen“, sagt sie.
Heike Werner

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