Als am Ende die Parade aller Beteiligten enthusiastisch beklatscht und mit einer gemeinsamen „La Ola“ von Aktiven und Zuschauern gefeiert wurde, erlebte Harald „Harry“ Stephan dies als „eine Explosion der Gefühle – die Leute waren Feuer und Flamme“! Und der erfahrene Regisseur schwärmte geradezu: „Das war fantastisch und atemberaubend, ich habe nur lachende und freudige Gesichter gesehen!“
In der Tat: Die Premiere der TurnGala „Eternity“ des Schwäbischen Turnerbundes (STB) und des Badischen Turner-Bundes (BTB) am Donnerstagabend in der seit Tagen völlig ausverkauften Deutenberghalle in Schwenningen bot im Rahmen des zweieinhalbstündigen Programms für jeden etwas und war mit zahlreichen Highlights gespickt. Jetzt geht die beliebte Familienschau über die Jahreswende auf große Tournee und gastiert bis zum 9. Januar 2024 in elf weiteren Städten Baden-Württembergs, wo insgesamt noch 17 Vorstellungen gezeigt werden – lediglich an Silvester haben die Akteure Pause.
Regionale Gruppen setzen i-Tüpfelchen
1.200 total begeisterte Premierengäste klatschten immer wieder Beifall, honorierten die Darbietungen mit rhythmischem Klatschen und Szenenapplaus und spornten so die Artistinnen und Artisten zu wahren Höchstleistungen an. Sehr gut kamen die regionale Gruppe „Mariposa“ aus Truchtelfingen sowie die Kindergruppe des TV Ingersheim an. Letztere – 27 Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und 14 Jahren – hatten ihre anfängliche Nervosität schnell abgelegt und präsentierten in ihren roten, gelben und orangenen T-Shirts mit Holzstäben und über kleine Kästen mit Feuereifer zur Musik „Feuerwerk“ eine bunte Übungseinheit, sehr zur Freude des Publikums.
„Mariposa“ war Anfang Dezember beim „Rendevous der Besten“ in Sindelfingen, den Deutschen Meisterschaften im Bereich der Showgruppen, als Sieger hervorgegangen und hat sich damit für die Weltmeisterschaft im Show-Tanz 2025 in Lissabon qualifiziert. „Das ist ein Riesenerfolg, und ich bin stolz darauf, weil sie aus meinem Turngau kommen“, freute sich Jürgen Koch. Der Präsident des Turngaus Zollern-Schalksburg – zugleich STB-Vize-Präsident Turngaue – hatte eingangs namens des Schwäbischen Turnerbundes begrüßt und allen Beteiligten für ihren Einsatz sowie den Werbepartnern und Sponsoren für ihr Engagement gedankt. Er zeigte sich beeindruckt „von dem tollen Programm und vor allem von den Kindern, deren Aufregung und Begeisterung deutlich spürbar“ war.
Musikhochschüler mit von der Partie
Sechs junge Sportlerinnen vom Bundestützpunkt und Nationalmannschaftszentrum der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG) in Fellbach-Schmiden faszinierten das Publikum mit ihren Auftritten: Zunächst zeigte die 17-jährige Malvina Chakyr eine anspruchsvolle Ball-Kür, nach der Pause demonstrierte eine fünfköpfige Gruppe, was mit drei Bändern und zwei Bällen bei entsprechend langem Training und hoher Konzentration alles möglich ist. Dafür gab es jeweils Szenenapplaus, ebenso für die drei Turnerinnen der Balkenshow „Cyber Beam“, die, begleitet von den Musikhochschul-Studenten und Schlagzeugern Brian Maier und Jose Palacios Munoz, eine rasante Kombination von Artistik am Schwebebalken und auf der Airtrack-Bahn darboten.
Akrobatik trifft Geigenmusik
Die Show-Gruppe AkroLaVida, 14 junge Artistinnen des Gymnasiums Bruckmühl, verzauberte mit einer Bodenakrobatik zu getragener, eleganter und klassischer Geigenmusik, gefolgt von „Rings in Emotion“: Luca und Jenni, ganz in Weiß gekleidet, boten eine eindrucksvolle Kombination von Turnen mit dem Rhönrad und dem Cyr-Reifen und einer Mischung aus Akrobatik, Dynamik und Körperbeherrschung. Ein Luftakrobat der Extraklasse, der 32-jährige Ukrainer Maksym Kruglyk, wirbelte hoch über dem Boden an zwei Bändern, sogenannten „Strapaten“, zeigte dabei die absolute Kontrolle über seinen Körper und ließ selbst die größte Kraftanstrengung mühelos erscheinen – zum Beispiel temporeiche Pirouetten, zunächst mit beiden Armen, später nur an einem Arm an den Bändern hängend.
Die Freestyler Fabian Vogel, amtierender Weltmeister im Synchronspringen, und sein österreichischer Partner Benny Wizani, sechsmaliger Meister seines Landes und mit einem sensationellen sechsten Platz bei der WM bereits für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifiziert, sprangen in ihrer Trampolin-Show bis unter die Decke der Deutenberghalle, spektakulärste Dreifachsalti, Doppelsalti mit bis zu zweifachen Schrauben, gestreckt oder gehockt, und weitere spektakuläre Elemente wechselten sich in rascher Folge ab.
Ein Hauch von Hamburg
Durchs Programm führte der artistische Comedian Jens Ohle aus Hamburg, der immer wieder Umbaupausen überbrückte, aber beileibe kein „Pausenfüller“ war. Er bot Stand-up-Comedy vom Feinsten, jonglierte mit fünf Bällen, wirbelte drei brennende Fackeln, drei Keulen oder drei Schwerter durch die Luft – und dies alles auf einer hohen Artistenleiter stehend oder auf dem Einrad in fast drei Metern Höhe, wofür er stets die Unterstützung einiger „freiwilliger“ Zuschauer benötigte, um überhaupt in den Sattel zu kommen. Und er kokettierte immer wieder mit seinem „hohen Alter“ von 57 Jahren, fühlte sich aber im Kreise der „jungen Leute“ durchaus sehr wohl.
Nach der Pause zeigten die Artistinnen von AkroLaVida eine im wahrsten Sinne des Wortes „heiße Nummer“: 24 brennende Fackeln, mit frappierender Synchronität präsentiert, dazu ein treibendes Percussion-Musikstück und im Hintergrund ein sich fortbewegendes Lavafeld ergaben eine faszinierende Stimmung, die das Publikum mit rhythmischem Händeklatschen honorierte. Durch kunstvolle Lichteffekte in ständig wechselnden Farben faszinierten Luca und Jenni, ganz in Silber, mit ihren beiden „LED-Reifen“ bei ihrem zweiten Auftritt. Höhepunkt war sicherlich das gemeinsame Turnen zu zweit an einem Cyr – die Zuschauer klatschten und johlten vor Begeisterung!
Die hohe Kunst der Balance
Pure Kraft, gepaart mit Eleganz, unglaublicher Körperbeherrschung und einer fein abgestimmten Balance, das waren die Elemente des Auftritts von Mukhamadi Sharifzoda. Der junge Mann aus Tadschikistan demonstrierte bei seiner Handstand-Equilibristik die hohe Kunst der Balance in außergewöhnlichen Körperhaltungen: Er „stand“ auf seinen Händen und zelebrierte seine Handstände auf allerlei Arten – „normal“ auf zwei Armen, einarmig, auf zwei Stäben, auf nur einem Stab, mit und ohne Rotationen und sogar mit einem Handwechsel im Sprung!
Atemberaubenden Darbietungen präsentierte das Trio Prime in weißer Livrée am sogenannten „Russischen Barren“, einem ungefähr 15 Zentimetern breiten und fünf Zentimeter hohen, insgesamt rund fünf Meter langen und sehr elastischen verstärkten Holm. Die beiden „Untermänner“ trugen die Stange jeweils auf den Schultern und katapultierten damit den „Flieger“ in die Luft. Der zeigte als Höhepunkte einen dreifachen Salto, den weltweit nur eine Handvoll Artisten wagt, und zum Abschluss einen Salto mit verbundenen Augen!
Auch Basketballer können turnen
Die sechs Basketballer des Face-Team vom Acrobatic Sports Theatre nahmen mittels Mini-Trampolin den 3,05 Meter hohen Korb ins Visier – zeigten spektakuläre Dunkings, Ballstafetten und Dribbel-Künste. Sie ließen die Bälle auf den Fingern kreisen, dribbelten sogar im Liegen und vollendeten mit ihrer enormen Sprungkraft ihre Kombinationen, bei denen sie sich gegenseitig direkt oder per Aufsetzer in Position brachten.
Absoluter Höhepunkt des Abends war die Vorstellung der Kanadierin Sabrina Aganier am Luftring, auch „Aerial Hoop“ genannt: Im Spagat drehend, Pirouetten einhändig, nur an den Fußrücken hängend, kreiselte die Luftakrobatin unter dem Hallendach. Sie hing rücklings im Reifen, am Ende sogar nur mit den Zähnen eingehängt – das Publikum in der Deutenberghalle tobte! So etwas hatte man in Schwenningen noch nie gesehen!
Beim großen Finale standen dann alle Akteure noch einmal auf der Fläche und wurden begeistert gefeiert. Minutenlang dankten und beklatschten die Besucher die Protagonisten, und am Ende schwappte sogar die gemeinsame „La Ola“ von Zuschauern und Mitwirkenden durch die Halle. Es war ein gelungener Abend, der allen, die dabei waren, sehr viel Spaß bereitete.